Hallo Reader,
sei ehrlich: Wann hast du das letzte Mal deinen Content richtig aufgeräumt?
Ich meine nicht das schnelle Umbenennen von Blogbeiträgen oder das Löschen toter Links.
Ich meine ein echtes Ausmisten.
Inhalte anschauen, ehrlich sein, loslassen.
Genau darum geht es beim Content Pruning, einem Begriff, den kaum jemand kennt, der aber 2026 richtig wichtig wird.
Wir alle haben zu viel: zu viele Texte, Seiten, Beiträge, Ideen.
Und weniger ist oft der Schlüssel zu mehr Wirkung.
Ich habe mit Doris Eichmeier darüber gesprochen, wie du Inhalte strategisch entschlackst und wie dir KI dabei hilft, klügere Entscheidungen zu treffen.
Ohne Bauchschmerzen, dafür mit System.
Viel Spaß beim Lesen!
Beste Grüße
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Steffi Kowalski
Content Managerin und Content Strategin
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Was ist Content Pruning?
Beim Content Pruning werden Inhalt detailliert auf ihre konzeptionelle, strukturelle und inhaltliche Qualität sowie ihre Aktualität untersucht. Ziel ist es, das Potenzial bereits veröffentlichter Inhalte auszuschöpfen und irrelevante Inhalte zu löschen.
Doris sieht Content Pruning als selbstverständliche redaktionelle Aufgabe, die regelmäßig durchgeführt werden sollte.
Mehr dazu erfährst du in diesem Blogbeitrag.
Interview
– In deinem Beitrag „KI im Content-Bizz: Wir brauchen Präzision und Menschlichkeit" sprichst du davon, dass KI nicht die Quelle von einzigartigem Content ist. Wie verändert KI deine Kriterien beim Pruning?
Einzigartiger Content ist und bleibt entscheidend für eine starke Performance. Das gilt auch für aktualisierte Texte, darum mache ich hier keinen Unterschied zwischen „neu“ und „überarbeitet“. Auch Aufgepepptes muss einzigartig sein.
Allerdings kann generative KI beim Content Pruning gut helfen – bei Struktur und Sprache. Wenn es aber um das Grundlegende geht – neue Inhalte, um etwa alte Zahlen und Cases zu ersetzen –, wäre ich zurückhaltend im KI-Gebrauch. Besser ist es, in seinem Umfeld nach Inhalten zu suchen, die frisch sind, die noch keiner kennt. Das bedeutet aber auch: Für das Aktualisieren von Content braucht es inhaltliche Kompetenz, es kann genau genommen nicht delegiert werden.
– Nachhaltigkeit und Effizienz sind Themen, die auch in 2026 wichtig werden. Wie kannst du durch Content Pruning dazu beitragen, dass das Content-Portfolio schlanker und ressourcenschonender wird, ohne dass dabei wichtige Inhalte verloren gehen?
Das ist ein wunder Punkt vieler Unternehmen: Sie misten zu wenig ihre Content-Bestände aus. Vermutlich, weil das Pruning in der Regel viel Aufmerksamkeit braucht und einen großzügigen Zeitrahmen. Die Versuchung, stattdessen in der gleichen Zeit neuen Content zu produzieren, ist groß. Soweit ich das überblicke, ist dies Stand der Dinge: Die Portfolios werden dicker statt dünner und die Ressourcen werden nicht geschont. Argumente wie „verschlanken“ und „Ressourcen schonen“ ziehen nicht, weil sie kein Geschäft versprechen. Ich gehe davon aus, dass die Bedeutung der Nachhaltigkeit in Zeiten des KI-generierten Contents sinkt.
– Wie oft empfiehlst du, ein Pruning-Audit durchzuführen, und wie gehst du dabei vor? Welche Inhalte werden zuerst geprüft?
Ganz ehrlich: Ich hatte noch mit keinem Unternehmen zu tun, das eine funktionierende Routine fürs Pruning besäße. Das ist immerhin eine Art zweiter Redaktionsplan – ist der erste ja schon kaum zu bändigen!
Oft erlebe ich Folgendes: Es wird ein neuer Schwerpunkt für die Kommunikation bestimmt und voller Schreck wird festgestellt: Ohwei, dazu haben wir ja schon Unmengen an Content – und der ist völlig veraltet! Zu diesen Gelegenheiten wird dann ein Pruning-Projekt aus dem Boden gestampft, aber nur für diesen einen Themenbereich. Dann kehrt wieder Ruhe ein, bis zum nächsten Schwerpunkt.
Noch vor einigen Jahren war ich überzeugt: Da muss mehr Struktur rein! Mittlerweile denke ich: Das ist die Realität und im Pruning müssen wir uns anpassen. Ich halte ein solches thematisches Vorgehen inzwischen für sinnvoll, weil dadurch das Engagement steigt und ein Budget eingeplant wird.
Eine regelmäßig durchgeführte Pruning-Systematik „ohne thematische Not“ wird oft noch als unnötig und langweilig empfunden – niemand hat große Lust, sich darum zu kümmern, weil es wenig Wertschätzung bringt. Aber: Ich bin zuversichtlich, dass sich das ändert. Weil die KI Inhalte mag, die ständig aufgefrischt werden. Heißt: Durch systematisches Pruning performt man besser. Darum, da bin ich sicher, wird die KI dem Content Pruning endlich die Bedeutung geben, die es verdient.
– Wie gehst du beim Pruning mit Inhalten um, die zwar wenig Traffic bringen, aber vielleicht wichtige Themen oder den Markenkern enthalten? Löschen, überarbeiten oder neu positionieren?
Auf keinen Fall instinktiv löschen, der Traffic ist beim Pruning nicht das Maß aller Dinge. Zu vieles könnte der Grund dafür sein: Vielleicht interessiert sich ja nur eine kleine, aber feine Zielgruppe für diese Inhalte.
- Wo sollte dann der Traffic herkommen?
- Vielleicht ist der Inhalt wichtig, aber seine Darstellung und Platzierung sind nicht mehr zeitgemäß?
- Womöglich hat das Marketing den Content nicht gut genug vermarktet, weil anderes wichtiger war?
Solche Analysen und Entscheidungen brauchen menschlichen Sachverstand, das kann die generative KI nicht.
Im Grunde muss jedes Content-Fitzelchen dem Markenkern entsprechen. Darum müssen alle Content-Produzenten ihn verstanden, ja geradezu verinnerlicht haben. Dann arbeiten sie auch besser mit der KI zusammen: Sie erkennen, ob die KI-generierte Brand Voice brauchbar ist oder nicht.
– Welche Tools und KI-Lösungen unterstützen Content-Analysen? Welche nutzt du oder welche würdest du empfehlen?
Ich bin noch am Testen und Experimentieren. Aktuell bin ich mit Claude recht zufrieden, aber natürlich kontrolliere ich deren Vorschläge, vor allem die inhaltlichen. Neuroflash hingegen sagt klipp und klar, dass es keine inhaltlichen Vorschläge macht. Das akzeptiere ich, aber es kommt deshalb nicht für das Pruning in Frage.
Natürlich wäre es wunderbar, wenn es einen KI-Automatismus gäbe, der uns regelmäßig informiert, welche Texte warum und wie überarbeitet werden müssen. Und der uns anschließend mit neuen Ideen bei der Aktualisierung unterstützt. Dazu bräuchten wir aber eine KI, die nicht nur generativ, sondern auch zuverlässig analytisch und kognitiv arbeitet. Hier liegt für mich die Zukunft der KI im Content-Business, das brauchen wir. Es gibt erste spannende Angebote, etwa den Context Optimizer, eine hybride KI von moresophy. Eine Entwicklung aus München, nicht aus den USA!
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Doris Eichmeier
Doris Eichmeier arbeitet als Content-Strategin und Autorin in München. Zu ihren Kunden gehören zum Beispiel Ray Sono, BrandTrust und Serviceplan. Ihr Wissen gibt sie im Masterstudiengang Content-Strategie am FH Joanneum in Graz weiter. Doris ist Mitautorin des Buchs „Die Content-Revolution im Unternehmen“, das sie mit Klaus Eck schrieb. Sie publiziert unter anderem auf Zielbar und bei BrandTrust.
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